Bärbel Nelke

Februar 2021

Bärbel Nelke arbeitet als Elternbegleiterin für das „Netzwerk Familienbildung“, das an die Katholische Familienbildungsstätte im rheinland-pfälzischen Pirmasens angegliedert ist. Sie und ihre Kolleginnen haben das mobile Elterncafé ins Leben gerufen. Mit Keksen, Tee, Kaffee und vor allem vielen Kontaktadressen im Gepäck geht es in die Kitas und andere familienbildende Einrichtungen vor Ort, um mit Eltern und Kindern ins Gespräch zu kommen. Im Interview erzählt Bärbel Nelke, was ihre Arbeit ausmacht.

Frau Nelke, was leisten Sie konkret als Elternbegleiterin für die Familien?

Wir fahren mit unserem mobilen Elterncafé in die Kindertagesstätten und Gemeindehäuser und bieten dort unsere Angebote an. Wir sind Anlaufpunkt für die Eltern. Bei uns können sie in einem geschützten Rahmen über alles sprechen, was sie beschäftigt. Wir bekommen oft die Rückmeldung, dass es den Eltern hilft, wenn eine neutrale Person da ist. Dann können sie offener sprechen, über die großen und kleinen Alltagssorgen in der Kita, der Erziehung oder der Partnerschaft. Vielen reicht es schon, sich diese kleine Auszeit zu nehmen, einen Kaffee zu trinken und auf ein offenes Ohr zu treffen. Wenn die Probleme größer sind, können wir aber auch gemeinsam überlegen, welche weiterführende Unterstützung die Familien brauchen – egal ob der finanzielle Schuh drückt, das Kind eine logopädische Behandlung benötigt oder sie als zugezogene Familie Anschluss finden möchte. Wir haben eine große Menge an Kontakten und Informationen dabei und können helfen, für jede Frage die richtige Anlaufstelle  zu finden.

Welchen Mehrwert hat Elternbegleitung für die Einrichtung?

Wir haben einen guten Draht zu den Einrichtungen, in denen wir als Elternbegleitung tätig sind. Sie sehen unsere Arbeit als großen Mehrwert für die Familien und für die Einrichtung. Wenn die Kitaleitungen merken, dass eine Familie vielleicht Unterstützung gebrauchen könnte, ziehen sie uns teilweise auch schon zu Rate, bevor sie mit den Eltern gesprochen haben. Dann können sie in einem ersten  Gespräch schon Tipps geben und dann in einem zweiten Schritt bei Bedarf an uns weitervermitteln. Wir unterstützen uns da gegenseitig und arbeiten Hand in Hand. Unsere Arbeit wird als große Entlastung wahrgenommen.

Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihre Arbeit aus?

Die Corona-Pandemie hat uns zu Beginn ganz schön überrollt. Unser Angebot lebt von dem direkten Austausch mit den Familien. Wir haben keine Kontaktdaten von den Eltern, weil wir ja direkt vor Ort mit ihnen ins Gespräch kommen. Das heißt, wir konnten sie plötzlich nicht mehr erreichen und wussten zunächst nicht, wie wir trotzdem noch Angebote schaffen können. Wir haben dann eine telefonische Sprechstunde eingerichtet und die Einrichtungen darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit für Eltern besteht, in der Familienbildungsstätte anzurufen. Dort bieten wir das, was wir sonst im persönlichen Gespräch machen: zuhören und nach Lösungsmöglichkeiten suchen.

Gerade überlegen wir auch, wie wir Eltern und Kinder dabei unterstützen können, nach Corona wieder in den geregelten Alltag zu finden. Familien mussten jetzt lange in einer Ausnahmesituation leben. Das ist für alle ein einschneidendes Erlebnis. Eltern sind danach vielleicht erschöpft und Kinder verstehen nicht, warum sie nicht mehr den ganzen Tag bei ihnen sein können. Wir gehen auf die Einrichtungen zu und fragen, ob sie zum Beispiel Bedarf an einem Themennachmittag haben, der die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bietet.

Was war ein besonderer Moment, den Sie als Elternbegleiterin erlebt haben?

Vor einiger Zeit war ich in einer Kita, als ein Vater seine beiden Töchter abholen kam. Er ist zunächst an mir vorbei gegangen. Ich habe ihn dann aber angesprochen und gefragt, ob er Lust auf eine Tasse Kaffee hat. Nachdem ich ihm erklärt habe, wofür ich da bin, hat er angefangen zu erzählen, dass seine Frau gerade einen schweren depressiven Schub hat und er oft an die Grenzen seiner Kraft kommt. Wir haben lange gesprochen. Zum Schluss ist er mit einem Lächeln rausgegangen und meinte, dass ihm das richtig gut getan hat. Als es seiner Frau wieder besser ging, war ihnen wichtig, noch einmal zu zweit vorbei zu kommen. Das hat mich nachhaltig berührt und ist genau das, was wir mit dem Elterncafé erreichen wollen: ein offenes Ohr haben!

 

 

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